Streifzug durch die Geschichte der Berger Wehr

Wie alle Wehren, war auch die Berger Wehr immer bemüht, sich zu vervollkommnen, um ihren geschworenen Feind, dem Feuer, immer gerüsteter entgegentreten zu können. Sie fand wohl alle Zeit mannigfache Förderung durch die Gemeindebehörden im Rahmen der Nachbarschaftshilfe und finanzieller Aufwendungen. Aber nicht gleiches Verständnis fand sie bei der großen Masse der Einwohner, die, soweit sie nicht selbst betroffen oder in Mitleidenschaft gezogen wurde, häufig genug in den Bränden nur ein interessantes Schauspiel sahen und infolge ihrer unbezähmbaren Neugierde die Arbeit der Wehr hemmten und störten.

Jedenfalls klingt auch durch die Berger Feuerchronik deutlich vernehmbar das Hohelied selbstloser Nächstenliebe. Durch Jahrzehnte hindurch hat die Berger Wehr getreu ihrer Losung „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr” große und oft unersetzbare Werte gerettet und größere Gefahren, welche die Menschen an Hab und Gut bedrohten, abgewendet.

Historie 2

Ihre erste Erwähnung geht auf das Jahr 1803 zurück. In der Hofer Stadtgeschichte heißt es, beim großen Brand von Hof am 13. Juli 1803 wurde die Berger Feuerspritze beschädigt. Weiter heißt es: 27 „Feuerspritzen” standen im Jahre 1783 in Dörfern und Kleinstädten rings um Hof, (nach einer Feststellung im „Intelligenzblatt” vom 1. Sept. 1783). Laut Feuerordnung besaß neben Berg auch Issigau, Naila und Lichtenberg eine Feuerspritze. Zu einer Feuerlöschkolonne wurden damals 48 Mann benötigt, 32 waren „zum Druck” und 16 Mann „zum Füllen” notwendig. Nach dem Brand wurden zwischen dem 18. – 23. Juli sämtliche Ortschaften rings um Hof aufgefordert, die Brandstätte mit aufräumen zu helfen. An jedem Tag sollten die Helfer von sechs bis neun Ortschaften früh um 6 Uhr zu dieser Arbeit antreten.

Zwanzig Jahre später, am 4.Sept. 1823, war die größte Brandkatastrophe in Hof zu verzeichnen. Mit Sicherheit standen auch hier die Berger Wehrmänner mit im Einsatz. Leider sind die Aufzeichnungen sehr spärlich. Zu dieser Katastrophe sei noch bemerkt, daß Ende Okt. 1823 sich der königliche Regierungs-Concipist von Dobeneck in Bayreuth bereit erklärt hat, zur Unterstützung der Abgebrannten 3000 der schönsten Baumstämme aus seinen Waldungen bei Bug und Berg um den billigsten Preis abzugeben.

Einfachste Mittel

Was damals die Wehrmänner mit ihren primitiven Löschgeräten leisteten, ist unvorstellbar und nicht mit der Leistung heutiger Wehren vergleichbar. Hier brannte mehr ab, als alle Brände im 19. Jahrhundert im Landkreis Hof zusammen; 300 Wohngebäude und 300 Nebengebäude.

Die Brände im 19. Jahrhundert wurden durch Holz und Strohschindeln und dem offenen Licht stark begünstigt. Dies waren auch die Ursachen, die oft ganze Ortsteile zerstörten, wie in Berg 1873. Die große Not, die nach den Bränden herrschte, wurde oft noch durch Mißernten erhöht. Hinzu kam das Nichtbeachten der alten Mahnung „Bewahrt das Feuer und das Licht”, das unseren Vätern oft genug schwersten Schaden und Verluste bescherte.

Das Sprichwort „Durch Schaden wird man klug” hatte in unserem Dorf durch Jahrzehnte hindurch seine Gültigkeit verloren. Denn das Gebot der Klugheit, rasch zuzugreifen und gemeinsam alle nur erdenklichen Mittel zur möglichst schnellen Unterdrückung eines Feuers anzuwenden, wurde oft nicht beachtet. Man hielt sich zu wenig an die Bestimmungen der „Feuerordnung”, wie dies der Brand von 1873 bestätigte. Die Ausdehnung manchen Brandes, auch mit den damals noch unzulänglichen Löschmitteln, hätte verhindert werden können, wenn nicht nur einzelne, sondern alle ihre vorgeschriebene Pflicht getan hätten.

Bei allen Vorschriften und §§ war das Wasser wohl immer das Wichtigste, das Vorrangige. Im Wasserkrieg von Berg 1787 – 1796 wird es deutlich, wie wichtig es war, die alten Brunnen zu erhalten um genügend Wasser für die Brandbekämpfung im Dorf zu haben.

Im landschaftlichen Dreieck Berg – Hadermannsgrün – Schnarchenreuth wurde gegen 1786 das Eisen- und Kupferbergwerk „Eisenknoten” angefahren. Da man nicht den Mut hatte, einen tiefen Stollen anzufahren, begnügte man sich mit einer Stollentiefe von 28 m, obgleich am Mundloch 72 m vorgesehen waren. Stellenweise arbeitete man nur 12 m unter Tage. Daraufhin trockneten zwei in der Nähe gelegene Teiche im Jahre 1787 überraschend aus. Da auch der Stollen-Brunnen und andere gefährdet waren, kam es zu dem Wasserkrieg in Berg. Es war einfach die Angst, das Wasser für die Brandbekämpfung könnte versiegen. Die Grube kam bald zum Erliegen, da man nicht den Mut hatte, den Stollen tiefer anzusetzen. 1790 war er nur noch in Fristen erhalten. Der Eisenknoten ging darauf wieder ein, aber die Wasserversorgung blieb dennoch ungenügend.

Ein opferwilliger Mann traf in der Berger Wassergeschichte bei den Bergern wiederum auf böswilliges Unverständnis, wie vorher die gutwilligen Bergfachleute und Wassergutachter. Es war der damalige Kantor von Berg, Joh. Gottfried Drechsel, der sehr wohlhabend war. Auf eigene Kosten ließ er den „Kannesbrunnen” treiben. Von den damals 63 Hausbesitzern einschließlich Pfarramt unterstützten ihn nur 4. Obwohl Kantor Drechsel ein handfestes Gutachten des Bauassessors und späteren Gelehrten Alexander von Humboldt vorlegen konnte, fand sein Gesuch um Gewährung von 180 Talern für die Wasserbeschaffung durch den König von Preußen Ablehnung. Das Gesuch landete im Aktenfriedhof zu Bayreuth. Das Werk des Kantors Drechsel blieb unvollendet. Mit ihm wurde auch der damalige Wasserkrieg von Berg zu Grabe getragen.

Das Wertvollste aus dem damaligen gewollten und ungewollten Durcheinander stellt das Gutachten Humboldts voran. Er hatte den Kannes-Brunnen zweimal befahren und dürfte sich wegen dieses Wasservorkommens auf der Berger Hochfläche nicht getäuscht haben, denn aus diesem Reservoir beziehen Berg, Hadermannsgrün, Schnarchenreuth, Gottsmannsgrün, Bug, ein Teil von Brück und Erzengel ihr Wasser.